Einleitung / Prolog
Die Himmel erzählen ...
"Zwei Dinge", so belehrt uns der Königsberger Philosoph Immanuel Kant, "zwei Dinge sind es,
die das menschliche Herz mit immer neuer Bewunderung erregen: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."
Aber wie merkwürdig ist das doch! Im Zeitalter der Raumfahrt, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend, scheint uns der
bestirnte Himmel unendlich fern gerückt und stumm zugleich zu sein.
War den Alten der Himmel noch ein aufgeschlagenes Offenbarungsbuch , in dem sie in klaren Nächten die Botschaft der Sterne
zu lesen vermochten, so haben wir heute offenbar den Schlüssel verloren, der uns den Zugang zu jenen lichten Welten verschaffen würde.
Auch die alte Bibel blieb uns bis heute zu einem nicht geringen Teil wohl auch deshalb verschlossen, weil wir sie zu irdisch betrachteten
und ihre himmlische Botschaft nicht zu würdigen, geschweige denn zu entdecken vermochten.
Dabei lenkt schon die erste Seite der Bibel unseren Blick empor zu jenen Himmelshöhen: "Sie seien zu Zeichen!", schreibt Mose in
der Genesis (1. Mose) über den Sinn der Gestirne, und mit einem Blick zum sternenübersäten Himmel und seinen gewaltigen Zeichen
endet das Buch der Bücher inmitten apokalyptischer Gerichte.
Und wie kann es anders sein, als daß bei der Geburt des Erlösers, der zentralen Gestalt des Alls, der Himmel gleichsam sich zur Erde
neigte.
Was fangen wir mit den wunderlichen Zeichen am Himmel und auf Erden an, die beim Erscheinen des Messias auf diesem Planeten
geschahen? Welcher Gelehrte vermag mit den Parametern unseres modernen, immanenten Weltbildes zu beschreiben, was damals wirklich geschah,
als die Hirten, die des Nachts auf den Fluren Bethlehems ihre Herde hüteten, plötzlich durch einen hellen Lichtschein vom Himmel
geblendet wurden und ein Engel erschien, der ihnen verkündete, Christus, der Retter, sei in der Stadt Davids geboren? Wenn gleich darauf
sich der Himmel förmlich auftat und eine Menge himmlischer Heere in den uns so vertrauten Lobpreis des Vaters des Kindes über dem
Sternenzelt einstimmte:
"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen des göttlichen Wohlgefallens.",
dann geht das über den Horizont unserer Schulweisheit ganz erheblich hinaus.
Nicht lange danach kamen die "Magier" aus dem "Osten" nach Jerusalem und brachten die ganze Hauptstadt des
jüdischen Landes in Aufruhr, weil sie nach dem "König der Juden, der geboren worden ist" fragten. "Denn wir
haben", sprachen sie, "seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen".
Stehen wir dieser Aussage der "heidnischen" Sterndeuter nicht genauso hilflos gegenüber wie jene jüdischen
Schriftgelehrten, in deren Gelehrsamkeit sich Unglaube und Trägheit mischten, so daß ihnen das Wunder der Wunder entging?
Nun könnten wir, aufgeklärt wie wir sind, die sogenannte Weihnachtsgeschichte getrost für einen
nächtlichen Spuk halten, den "Stern der Weisen" als astrologisches Spektakel belächeln und überhaupt die ganze Geschichte
Jesu als fromme Legende vergessen, wenn nicht ausgerechnet die Wissenschaft diesmal der Bibel zur Hilfe gekommen wäre und
anscheinend bewiesen hätte, daß zumindest das Himmelsszenario des "Sterns von Bethlehem" bei der Geburt Jesu sich wahrhaftig
abgespielt hat.
Nach herrschender Meinung ist der "Stern der Weisen" die dreimalige Begegnung von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische
7 v.Chr. gewesen. Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit wird in den Planetarien der ganzen Welt mit enormem technischem Aufwand die
"große Konjunktion" des Jahres 7 v.Chr. grandios simuliert und einem staunenden Publikum als die wissenschaftliche
Erklärung des "Sterns von Bethlehem" an einer künstlichen Himmelskuppel vorgeführt. Und jedermann meint nun, sicher zu wissen, wie
sich das ganze Himmelsschauspiel des Messiassterns vor zweitausend Jahren zugetragen hat. Dabei ist sich kaum jemand bewußt, daß
hier ein modernes Märchen zum besten gegeben wird, das den "Sohn Gottes" zum Opfer heidnischer Augurenkunst und die Bibel zum Anleitungsbuch
für Astrologie macht.
Dennoch! Es kann nicht geleugnet werden, daß nach dem Bericht des Matthäus die Magier ein Zeichen am Himmel sahen,
das sie zum Messias nach Bethlehem führte. Was also war das für ein Zeichen? Eine befriedigende Antwort auf diese entscheidende Frage werden wir nur
dann erzielen, wenn wir ernsthaft bedenken, daß der "Stern von Bethlehem" sich sowohl in die Vorstellung der Magier, als auch ins Weltbild der
Bibel einfügen muß. Ist es doch gerade das besondere Anliegen des Evangelisten Matthäus, die Geburt Jesu als Erfüllung
alttestamentlicher Prophezeihungen zu erweisen. Das schließt aber von vornherein jedes astrologische "Zeichen" als Erklärung für den
Stern des Messias aus, das unter dem Verdikt des mosaischen Gesetzes steht.
Der Prophet Jeremia warnt das Volk Gottes eindringlich:
"
Gewöhnt euch nicht an den Weg der Nationen, und erschreckt nicht vor denjenigen Zeichen des Himmels, vor denen die Nationen erschrecken.
"
Jeremia 10, 2
Mit Recht schreibt schon Johannes Chrysostomos im vierten Jahrhundert in seinem Matthäuskommentar:
"
Siehe, sagen sie, selbst als Christus geboren wurde, erschien ein Stern, und das ist ein Beweis dafür, daß man sich auf die Astrologie
verlassen kann. Wenn aber seine Geburt unter solchen Gesetzen gestanden haben soll, wie hat er dann die Astrologie verworfen, wie hat er den Mund der
Dämonen verschlossen, wie hat er den Irrtum vertrieben und all' solche Hexerei verbannt?
"
Wenn darum ein moderner Verfechter jener Planeten-Konjunktion des Jahres 7 v.Chr. behauptet, "daß eine göttliche Fügung auch an
den irrenden Glauben der Magier anknüpfen konnte, um sie zum wahren Messias zu hinzuzuführen", so wird er durch das Zeugnis der gesamten
Heiligen Schrift widerlegt.
In dem Bemühen, frei von aller dogmatischen Voreingenommenheit zu untersuchen, was das Buch der Bücher selbst über die Zeichen des
Himmels sagt, stieß der Autor dieser Zeilen auf ein Wort des Apostels Paulus, das ihn schließlich zur Lösung der wohl
berühmtesten Himmelserscheinung der Menschheitsgeschichte führen sollte.
Im zehnten Kapitel seines Briefes an die Römer verkündet Paulus freimütig, daß der Mensch ausschließlich durch
den Glauben an den Auferstandenen - Jesus - selig werde. Das zwingt den Völkerapostel aber gleichzeitig, zu erklären, wie denn die Menschen,
die vor dem Nazarener lebten, Kenntnis von ihm erhielten, um an ihn glauben zu können. Nun hat zwar schon Mose auf den kommenden Erlöser
hingewiesen, aber wie haben die Menschen vor Mose vom Messias erfahren? Paulus gibt darauf in Römer 10, 18 eine verblüffende Antwort,
indem er den fünften Vers aus dem berühmten 19. Psalm zitiert, den David - wohl noch als Hirtenknabe - tausend Jahre vor Paulus gedichtet
und den bekanntlich Beethoven vertont hat:
"
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes ...
eine Nacht tut's der anderen kund -
ohne Rede und ohne Worte,
mit unhörbarer Stimme.
Ihr (der Himmel) Schall geht aus über die ganze Erde
und bis an das Ende der Welt ihre (der Himmel) Sprache.
"
Alle haben seit Jahrtausenden schon die Botschaft vom kommenden Erlöser "gehört": die Himmel haben sie verkündigt!
Es war diese gewaltige Aussage des Paulus, die mich dazu bewog, das Zeichen des Erlösers am Himmel zu suchen.
Schon einmal hatte ich ja buchstäblich den 'Griff nach den Sternen' gewagt, und tatsächlich war es mir damals gelungen,
den gestirnten Himmel über Babylon vor nahezu fünftausend Jahren vollständig zu rekonstruieren und mit Hilfe der Sterne dann auch
das Geheimnis des berühmten akkadischen Gilgamesch-Epos zu enthüllen. Es gelang mir, die Helden von Sinear, die im ersten Buch Mose erwähnt
werden, in babylonischen Quellen wiederzufinden und somit die historische Zuverlässigkeit der Bibel bis an die Schwelle der Sintflut zurück zu
erweisen [1].
Wenn also Paulus recht hatte, sollte dann nicht in denselben uralten Sternen von Babylon auch deutlich die Botschaft vom kommenden Erlöser zu lesen
gewesen sein? Und wirklich dauerte es nicht lange, bis ich die Verheißung des Messias am Himmel über Sinear fand.
Diese Entdeckung allein zwingt schon zur Revision gängiger Vorstellungen über die Entwicklung der Religion auf unserem Planeten.
Beim Anblick des gestirnten Himmels vernahm der Mensch der Frühzeit bereits die lautlose, doch unüberhörbare Botschaft vom kommenden
Erlöser. Das "Ur-Evangelium", die Verheißung des Messias, die uns auf den ersten Seiten der Bibel überliefert ist, muß - entgegen
herrschender Meinung - zum frühesten Besitz des gesamten Menschengeschlechts gehört haben, und dies allein erklärt die in den Religionen
aller Kulturvölker vorhandene Vorstellung von einem "Goldenen Zeitalter" am Anfang der Menschheitsgeschichte und die Erwartung eines Erlösers
am "Ende der Zeiten", der das "Goldene Zeitalter" wieder heraufführen und dem Menschen die Unsterblichkeit verleihen soll.
Damit nimmt aber der Bericht des Matthäus über den Stern, den die Magier bei der Geburt Jesu aufgehen sahen, eine
Schlüsselstellung bei der Frage ein, die schon Johannes der Täufer an Jesus von Nazareth richtete: "Bist Du, der da kommen soll, oder sollen
wir auf einen anderen warten?" Und genau diese Frage ist es ja, die letzlich das außergewöhnliche Interesse am
"Stern von Bethlehem" durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder von neuem entfacht hat. War Jesus der verheißene Messias, oder war alles nur ein
frommer Betrug?
Diese Frage rührt an ein Geheimnis, das sich einer wissenschaftlichen Nachprüfung prinzipiell zu entziehen scheint. Doch die
Verknüpfung der Geburt Jesu mit einem astronomischen Phänomen - dem Aufgang eines ganz bestimmten Sterns, der von Gelehrten aus
dem alten Orient eindeutig als Stern des "Königs der Juden" erkannt wurde - bietet uns die einmalige Chance, die physikalisch erfaßbare Seite
des Gesamt-Geschehens von der metaphysischen Komponente zu trennen und auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen.
In der Tat läßt sich der Stern der Magier nicht nur eindeutig identifizieren - womit sich zugleich der Bericht des
Matthäus als astronomisch exakt erweist -, sondern wir können erstmals auch mit Bestimmtheit sagen, was das Erscheinen des Sterns
bei Jesu Geburt für die Magier im einzelnen bedeutete.
Wie sich aus meiner Entdeckung ergeben sollte, war die Hoffnung auf den verheißenen Erlöser seit Urzeiten schon
mit einem und nur einem Sternbild verbunden, dem wohl ältesten Sternbild der Menschheit überhaupt: der Jungfrau! Als im
Schoße dieser himmlischen Jungfrau ein neuer Stern plötzlich strahlend erschien, war dies für die Magier
tatsächlich das Zeichen, daß nun der Messias von einer Jungfrau in Juda geboren sei. Da dieser Stern, wie ich zeigen werde,
gerade an der Stelle des Himmels erschien, wo sich im Weltbild der Alten der "Thron Gottes" befand, mußten die Magier daraus schließen,
daß der Messias als "Sohn Gottes" unmittelbar vom "Thron Gottes" zur Erde kam, was mit den biblischen Aussagen verblüffend genau
übereinstimmt.
Aufgrund der exakten Identifikation des "Sterns von Bethlehem" kann nun das Geburtsjahr und der Geburtstag, ja sogar die
Geburtsstunde Jesu bis auf einige Minuten genau berechnet werden. Natürlich ist Jesus nicht am 25. Dezember, am "Weihnachtstag", geboren,
"mitten im kalten Winter", wie es in einem bekannten Weihnachtslied heißt. Und auch die Magier kamen nicht am
6. Januar, am "Tag der Heiligen Drei Könige", nach Bethlehem, und schon gar nicht am Abend oder in der Nacht, wie allgemein angenommen
wird, sondern am Morgen vor Sonnenaufgang, wie wir noch sehen werden.
Ganz nebenbei erweisen sich somit sämtliche Horoskope, die im Laufe der Jahrhunderte für die Geburt Jesu gestellt
wurden, als falsch.
Auch läßt sich der Bericht des Matthäus über den Stern der Magier nicht länger als biblische Legitimation der
Tierkreisastrologie mißbrauchen! Das Zeichen des Messias war von der uns geläufigen Horoskop-Astrologie himmelweit entfernt!
Der noch von keiner Menschenhand berührte Sternenhimmel bestätigt aber auch die Chronologie der Bibel und
die frühen christlichen Schriftsteller, welche die Geburt Jesu ins Jahr 2 v.Chr. setzten.
Das Zeugnis der Sterne läßt sich jedoch nicht mit der herrschenden Meinung in Einklang bringen, Jesus sei vor dem
Jahre 4 v.Chr. geboren worden. Ich habe mich darum entschlossen, die historischen, biblischen und außerbiblischen Quellen erneut zu
sichten und einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Der Leser wird sich auf den folgenden Seiten selbst davon überzeugen können, daß die Fakten ausnahmslos mit
dem Zeugnis der Sterne in vollkommener Weise zusammenfallen. Ja, die Erfüllung der uralten, von wem auch immer in die Sterne
geschriebenen Verheißung des kommenden Erlösers läßt sich im Einklang mit den verfügbaren Quellen aufgrund der
sogenannten Luni-Solar-Präzession überhaupt nur vor 2000 Jahren zur Zeitenwende oder rund 26000 (!) Jahre
später am Himmel realisieren. Da auch die alttestamentlichen Prophetenworte über das Kommen des Messias exakt auf dieselbe Epoche
vor 2000 Jahren hindeuten, wie ich in diesem Buch beweisen werde, der Messias also gerade damals erscheinen sollte, kann im Weltbild der
Alten nur Jesus von Nazareth der von den Sternen und den Propheten lange zuvor verkündete Messias gewesen sein.
Die beeindruckende Harmonie von überprüfbaren himmlischen und irdischen Akzidentien, die alle in die Geburt Jesu
im Jahre 2 v. Chr. einmünden, ist so überwältigend, daß man mit wissenschaftlichen Begriffen allein dieses
Phänomen nicht hinreichend erklären kann. Niemand wird auch darum ernsthaft leugnen können, daß es Prophetie
oder Präkognition wirklich gibt. Die Sprüche der Propheten Judas und Israels über das erste Kommen des
Messias sind ganz offensichtlich vor 2000 Jahren buchstäblich in Erfüllung gegangen.
Nun hat aber der Stern des Messias noch ein bislang ungeahntes prophetisches Nachspiel von geradezu kosmischen Dimensionen.
Denn gemäß der Prophezeiung eines alten heidnischen Sehers soll der "Stern von Bethlehem" "am Ende der Tage"
noch einmal, und zwar an derselben Stelle des Himmels wie vor 2000 Jahren - am "Thron Gottes" - erscheinen. Dieses gigantische Phänomen ist aber,
wie ich zeigen werde, mit dem berühmten "Zeichen des Menschensohnes am Himmel" identisch, das der Wiederkunft Jesu unmittelbar
vorausgehen und weltweite Panik auslösen soll. Die apokalyptischen Visionen, die uns Henoch (siehe Judas 14 und 15), Daniel und
Johannes hinterlassen haben, werden so urplötzlich und unerwartet zur Schreckensbotschaft des Himmels für unsere Zeit;
die Revision falscher, liebgewordener Vorstellungen ist nicht länger aufzuhalten.
Am Nazarener werden sich auch fernerhin die Geister scheiden. Wie immer wir uns aber zu dem Mann aus Galiläa stellen
mögen, an der lautlosen, doch unüberhörbaren Botschaft des Himmels - am Zeichen des Messias - kommt niemand
mehr vorbei!
[1] Papke, Werner: Die geheime Botschaft des Gilgamesch. 4000 Jahre alte astronomische Aufzeichnungen entschlüsselt.
Augsburg 1993